Heimsuchung zu Tisch #6: Zhou likes this

7/02/2019 05:00:00 PM


Gufeng Zhou (35 , Marketing Analyst / Data Scientist bei Facebook, Berlin)



Woher wir uns kennen: 2014 suchte ich im Rahmen der Umparken-im-Kopf Opel Kampagne dringend jemanden, der sich mit Kampagnentrackings auskennt. Und Zhou suchte dringend nach einem Projekt, das ihn nicht unterforderte. Topf-Deckel Situation oder Zweckgemeinschaft? Nach dem Projekt wechselte er in mein Team, wollte unbedingt mehr Datenanalyse und Modelle rechnen und nervte mich fortwährend mit neuen Methoden, Projekten, Trainings. Er wollte es wirklich! So starteten wir Mitte 2015 mit der Entwicklung des Data Creativity Scores, und später noch weiterer Methoden, in denen er sehr viele Ideen, aber kein Gespür für Wochenenden entwickelte. (Whatsapp Chat Samstags gegen 2 Uhr morgens: "Ey Chef, ich hab ne Idee wie wir das lösen können...")

Anders als man es als vorurteilsbehafteter Mitteleuropäer erwartet, passt Zhou so überhaupt nicht ins Chinesische Klischee: Autodidakt, im positiven Sinne Querulant, ein bisschen Hippie aber auch ein bisschen Hipster. Er suchte sich neue Herausforderungen und landete schließlich beim blauen Digitalkonzern. Seither führen wir hitzige Diskussionen über Data Ethics, so auch beim Lunch Date in der FB Kantine am Potsdamer Platz:



Du bist eigentlich gelernter Journalist: Was interessiert dich an der Arbeit mit Daten?
Gufeng: Im Zeitalter der Fake News kann man eigentlich nicht genug betonen, dass Daten und Fakten die Grundlage der journalistischen Integrität und dadurch des öffentlichen Vertrauens bilden. Dein Blog an sich ist ja ein hervorragendes Beispiel dafür. In deinem Artikel über AFD wird ihre Nähe zu NPD mit Korrelation schwarz auf weiß belegt. Es wird schwierig gegen solch einen Beweis etwas anderes behaupten zu können. Insofern, gute Arbeit Florian! :)


Verstehen deine Eltern, was du genau machst?
Gufeng: Sagen wir mal so: Das Interesse ist absolut da! Sie haben mich im Laufe meiner Karriere immer wieder gefragt, was ich genau mache und was all das bedeutet. Als ein Berater ist einem ja auch nicht ganz fremd, komplexe Themen an das allgemeine Publikum zu vermitteln. Sie haben immer "verstanden" gesagt. Weiter nachgefragt habe ich allerdings auch nicht.


Gibt es Chinesische Rockmusik, die wir Mitteleuropäer kennen lernen müssen? 
Gufeng:
Ich bin stolz auf viele Sachen in China. Musik gehört leider nicht dazu. Eigentlich ganz egal welche Genre. Deutschland hat Beethoven, Bach, Brahms und co. China hat nichts ansatzweise Vergleichbares. Und Rock erst recht nicht. Mein Vater ist Redakteur und Autor vom Beruf. Er hat einen Artikel geschrieben betitelt mit "Die Armut der Musik". Aus seiner Sicht hat Musik es in der Chinesischen Geschichte nie geschafft aus ihrer Rolle als Begleitungsgenre zur Poesie, Kaligraphie und anderen Kunstarten auszubrechen. In der Neuzeit nach Ende 19. Jahrhundert hat dann eine Welle der westlichen musikalischen Einflüsse aus Russland, USA und Europa stattgefunden. In der Rock-Szene sind seit der Reform- und Öffnungspolitik Ende 1970er zwar immer wieder Rockbands entstanden, die vielleicht lokal etwas geprägt hat. Aber wenn du nicht unbedingt Musikgeschichte in China studierst, gibt es davon nichts musikalisch sehr wertvolles.


Ein Song, der dich an die Umparken-im-Kopf Zeit erinnert? 
Gufeng: Das war ja die Zeit als ich Digitalism entdeckte. Viele Songs von denen fand ich richtig geil! Pogo!




Ein Song, den du mit deinem Beruf/Arbeit verbindest?
Gufeng:
Da passt ja die Band Digitalism fast wie Asch auf Eimer bei dieser Frage:D 
Sehr schwierig zu sagen. Die Frage passe ich mal...


Du bist ein talentierter Gitarrenspieler: Wer ist dein Vorbild? 
Gufeng:
Jon Gomm! Den kennen eher wenige. Er gehört zu den früheren Youtube Phänomenen: Ein Video, 10 Million Likes. Aber er hat nichts mit "Influencern" zu tun. Er ist ein percussive Gitarrist, technisch atemberaubend:


Du gewinnst in der Joblotterie und hast die Wahl: Tontechniker, Roadie oder Tourkoch von Guns N' Roses. Was würdest du machen und warum?
Gufeng: Wahrscheinlich Tontechniker. Als Roadie musst du vor und nach dem Konzert immer ackern. Als Tourkoch bist du zu weit weg vom Kerngeschäft und daher im Team vielleicht eher unbedeutend. Tochtechniker könnte wahrscheinlich schon mit auf die after-parties gehen, hat was zu erzählen was auch Zuhörer findet und sich vielleicht auch mal als Rock 'n Roller bezeichnen können!


Vielen Dank für das Interview!

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