Teil 2: Benjamin
35, Berlin, Gründer & COO von Jobufo.com
Woher wir uns kennen:
Wir kennen uns aus Rostock, etwa vor 15 Jahren. Meine Kumpels arbeiteten neben ihrem Studium alle im Rostocker Studentenclub „ST-Club“ und er, Been, war der basisdemokratisch gewählte Chef des Ladens. Keine leichte Aufgabe, da eigentlich jeder Angestellte immerzu betrunken war und die Arbeit im Club nicht als Zubrot zum Bafög sondern als sich selbst ausgleichender Deckel ansah. Da ich zu der Zeit dort Stammgast war, lernte man sich unweigerlich kennen. Seit er 2015 nach Berlin zog, haben wir über die gemeinsame Rostocker Vergangenheit ein weiteren Pfeiler unserer Freundschaft: Der Donnerstagsstammtisch in der Bar23. Ganz im Sinne unserer studentischen Vergangenheit trafen wir uns beim „mensen“, beide mit leichtem Kater – ganz wie früher.
Gelernt ist gelernt: das Dessert bis zum Rand gefüllt - Mensen mit Been in der HU Berlin |
Wie würdest du deinen Beruf einem 4-jährigen Kind beschreiben?
Been: Ich hab ein eigenes kleines Unternehmen in Berlin. Dort helfe ich jungen Menschen nach der Schule einen Job zu bekommen, der zu ihnen passt und Spaß macht. Mit kurzen Filmen, die man mit dem Smartphone aufnimmt, können die sich dann bewerben.
Und was machst du wirklich?
Been: Ich hab ein Startup im Bereich HR-Tech, welches besonders Berufseinsteigern bei der Suche und dem Bewerben auf Ausbildungen, duale Studiengänge, Praktika und Nebenjobs hilft. Wir setzen für die Berufsinformation kurze Videos ein, die sich Bewerber anschauen können in den Stellenanzeigen und bieten die Möglichkeit der Bewerbung per Video. Das Video ersetzt dabei das Motivationsschreiben, welches bei Berufseinsteigern gern sehr ähnlich und aussagelos ausfällt. Mit dem Video hinterlassen die Bewerber dann einen echten ersten Eindruck und geben einen Einblick z.B. über Sprache, Kommunikation und vieles mehr. Gerade als Bewerbungsmethode für Geflüchtete findet diese Variante sehr große Anwendung.
Welche Rolle spielt Musik in deinem Berufsalltag?
Been: Musik begleitet mich schon seit ich denken kann. Ich kann meine Stimmung damit beeinflussen, meinen Alltag ausblenden und auch nicht nur angenehme Tätigkeiten damit aufwerten. Da ich viel in Berlin und Deutschland unterwegs bin, ist Musik über meine Kopfhörer ein sehr häufiger Begleiter auf Reisen. Zum einen, um mich auf langen Fahrten zu entspannen und auch die Excel-Tabelle nicht langweilig werden zu lassen und zum anderen um Hintergrundgeräusche Mitreisender, gerade in den Öffis in Berlin, auszublenden. Im Büro nutze ich Musik aber auch, denn wir sind in einem Co-Working Space beheimatet und der Einsatz von Kopfhörern zum ungestörten Arbeiten gehört dort zur Tagesordnung. Arbeiten ist für mich also nicht ohne Musik denkbar bzw. wäre niemals so entspannt und angenehm an vielen Stellen.
Zu welcher Musik kannst du am besten arbeiten? Was geht gar nicht?
Been: Das Genre spielt bei mir eigentlich keine große Rolle, weil mein Musikinteresse breit gefächert ist. Wenn ich Texte schreibe oder E-Mails vermeide ich aber das Hören von Musik in der jeweiligen Sprache, die ich gerade in dem Text nutze. Egal ob Deutsch oder Englisch, ich bemerke, dass meine Arbeits- und Formulierungsgeschwindigkeit rapide sinkt.
Zudem habe ich mir angewöhnt bei Aufgaben, die ziemlich langweilig sind, wie Finanzbuchhaltung, eher härtere Genres zu hören. Da greife ich dann mal nicht zum Indie, sondern zum Punk und neuerdings auch immer Mal wieder gern zum J-Metal.
Welche Musik läuft auf eurer Weihnachtsfeier?
Been: Wir haben gestern gerade unsere Jahresstatistik unserer jeweiligen Spotify-Accounts gezogen und so kann ich das ganz gut sagen, wenn alle Musik beisteuern dürfen.
Wir würden einen Mix aus Schlager, Deutsch-Gangster-Rap, Punk, (deutschem) Indie, US Hip-Hop und viel Taylor Swift hören.
Ein Song, den du mit deinem Beruf/Arbeit verbindest?
Been: Eines meiner absoluten Lieblingslieder ist "Pixies - Where is mymind". Das gibt es erstens in extrem vielen geilen Versionen und ich erinnere mich noch gut an die Anfangszeit der Gründung als ich mich manchmal gefragt habe, ob das wirklich so eine gute Idee war den Job zu kündigen, um Gründer zu werden.
Deine musikalischen drei Top-Entdeckungen der letzten 12 Monate?Been:
- Feinster J-Metal von Baby Metal
- Gungige Beats von Pip Bloom
- und Tocotronic (natürlich)
Generell bin ich aber auch jemand, der gern mal alte Songs wiederentdeckt und Erinnerungen reaktiviert, so dass neue Musik schon eine Rolle, aber keine Übergeordnete mehr spielt wie früher.
Du gewinnst in der Joblotterie und hast die Wahl: Tontechniker, Roadie oder Tourbusfahrer - was würdest du machen und warum?
Been: Roadie wäre meine Wahl! Instrumente stimmen, auf der Bühne stehen, Groupies abgreifen, die nicht direkt zum Star durften, den ganzen Tag mit Musikern anhängen und vor allem über Musik reden.
Ich hab selbst mal versucht Sounds zu bauen und abzumischen, in meinem früheren Leben und das ist mir weder gut gelungen noch hat es Spaß gemacht. Und Busfahrer ist langweilig. Da ist man immer in Action, wenn die Band schläft...
Viele Dank Been!
Ãœber diese Serie:
Dieser Blog ist eine Geburt meiner 4-Tage Arbeitswoche. Sie wäre ohne den gewonnen freien Freitag nicht möglich. Doch sie kostet auch. Sie kostet sogar viel: nämlich den Mittagstisch, den ich für gewöhnlich von Montag bis Donnerstag mit meinen Kollegen verbringe. Die für mich logische Konsequenz, diesen freien Tag mit den schönen Dingen des Lebens verbringen können und dennoch auf eine anständige Mahlzeit nicht verzichten zu müssen, ist ein Lunchdate mit Freunden.
Wenn ich mit diesen Freunden über Musik spreche, tuen wir das vorwiegend in Kneipen, Bars und auf Partys (zugegebenermaßen sehr selten). Was mich aber interessiert, ist ihre Alltagsrealitiät, ihr Arbeitsplatz, der durchschnittliche Mittagstisch ums Eck, die Kantinen und 6,5€ Italienern dieser Stadt, wo sie ihre Zeit außerhalb der Kneipen verbringen. Und da eine Lunchdateanfrage für meine Gesprächspartner einer Heimsuchung gleichkommt, heißt diese Serie entsprechend Heimsuchungen zu Tisch. Simple as is.
Dipl Imp.