Es ist lange her, dass ich von einem zweiten Album einer noch recht jungen Band so der Art angetan bin wie von Amyl and the Sniffers‘ Comfort To Me.

Auf einer ihrer EPs in 2018 hatte die australische Punkrock Band – den für mich - Song des Jahres vorgelegt. Die Energie und Rotzigkeit von "Cup Of Destiny" holt mich auch heute noch direkt an der Bar ab und lässt meine Arme in die Höhe strecken. (Nicht ohne Grund findet sich unter famous last words im Footer dieses Blogs ein Zitat aus besagten Song).

Das anschließend auf Rough Trade veröffentlichte selbstbetitelte Album 2019 hatte – gemessen an meinen Erwartungen - dann doch nur noch wenig Neues zu bieten. Auf ihrem Konzert im April 2019 im Zukunft am Ostkreuz verfestigte sich mein Eindruck: One Hit Wonder von einer Band, die im Stile von AC/DC der Neuzeit auftrat, auf der Bühne äußerst arrogant rumpöbelte, was in dergestalt ausartete, dass sie ihr Publikum bespuckten (vermutlich, konnte ich von der Bar aus nicht richtig sehen). Das ist zwar auch noch irgendwie Punk, aber epidemiologisch gesehen schon 2019 ein äußerst zweifelhaft Move.

Nachdem ich die Band fast schon vergessen hatte, spülte mir dieses Jahr der Spotify Algorithmus eine etwas überraschend daherkommende Collab mit Sleaford Mods feat. Amyl in die Timeline. Wenige Wochen später die Album-Vorveröffentlichungen Guided by Angles und Security. Und was soll ich sagen: Die Songs sind brillant! Das im September dann erschiene zweite Studioalbum ist fantastischer Punkrock, vom AC/DC Quatsch und Attitüde ist fast nichts mehr übrig. Amyl and the Sniffers sind jetzt nur noch rotzig und wahnsinnig pushy. Brilliant! Geht nach vorn! Macht Spaß! Und das Beste ist, ihr Hit Security hat wieder ein großartiges Songzitat rund ums Saufen im Petto:

not looking for trouble, I’m looking for love, looking for love / let me in your heart / let me in your pub / I’m not that drunk!

Jedem, dem die Möglichkeit gegeben ist, könnte sich auf einer Liveshow überzeugen, für die Berliner am 29.November im SO36 schon, für alle anderen irgendwann anderswo.

Dipl.Imp.