Kate Tempest - Angry and disgust

11/27/2016 02:53:00 AM


Kate Tempest Debutalbum "Everybody down" wurde vom sonst eher Sprechgesang-desinteressierten Feuilleton begeistert gefeiert. Die Ausnahmekünstlerin aus England gilt als die weibliche Dylan, die Text und Beats zu einer geschlossenen Einheit schmelzen kann und mit der Kraft von Worten eine unglaubliche Intensität in ihren Songs erzeugt. Nun hat sie auch noch einen Roman vorgelegt, sodass die Grenzen zwischen Musik und Literatur bei ihr vollkommen zu verschwimmen drohen.

Das im September veröffentlichte zweite Album "Let Them Eat Chaos" schließt ihm Stil und Intensität an das erste Album an. The Gardian schrieb:
"The words and their delivery are obviously the point of Let Them Eat Chaos, but they aren’t the only thing that makes it compelling. From the slowly pulsating electronic currents of Breaks to Perfect Coffee’s early Chicago house chug, the music is uniformly great."
Auf der Meta-Musikkritik-Plattform Aoty.org erhielt Everybody Down noch einen Gesamtscore von 73, Let Them Eat Chaos aber einen Score von 83 (von max. 100). Musikalisch lässt sich der Unterschied sicher nicht erklären, da beide Alben vom Beat & Flow sehr ähnlich sind, aber wie stehts um die Lyrics?

Um das herauszufinden, habe ich ein Textmining-Verfahren angewandt, dass die Songtexte nach Emotionen auswertet, sogenannte "Sentiment Analysis". Dabei lässt sich der Songtext in 5 Ausprägungen von Emotion unterteilen - Anger, Disgust, Fear, Joy und Sadness. Je stärker sich ein Text auf diese Emotionen bezieht, und dabei muss nicht einmal das Wort "Anger" erwähnt werden, desto höher schlägt das Anger-Sentiment aus (0-100%). Zusätzlich dazu lässt sich die emotionale Intensity der Songs errechnen (Gesamtemotion eines Songs) und die emotionale Diversity (Vielfalt der Emotionen).

Vergleicht man nun die Emotionen der beiden Alben miteinander, wird deutlich, was die beiden Werke inhaltlich unterscheidet:



Während die dominierende Emotion bei Everybody Down die blanke Wut und ein wenig Ekel war, weist Let Them Eat Chaos zwar Wut immer noch stärkste Emotion auf, aber verarbeitet Kate Tempest auch deutlich mehr Angst in Ihren Texten. Ich finde, dass man das dem Album anmerkt.
Spannend ist natürlich auch der Blick auf die einzelnen Tracks:

Track by Track Emotion


Der wütendste Song Kate Tempest ist Marshall Law, der vom Text und Beat den Hörer vor sich hertreibt. Ähnlich wütend sind nur noch Europe is Lost und Whoops vom neuen Album. Den stärksten Ekel wird in A Hammer abgearbeitet und das Angstgefühl ist die Hauptemotion im neuen Song Ketamine for Breakfast.
Auffällig: Freude/Joy hat keinen Platz in Tempest Text, mit der einsamen Ausnahme von Pictures of Vacuum. Und diesem nahezu A-Cappella Stück kann man auch tatsächlich eine positive Grundstimmung unterstellen. Nach den Meta-Emotionen zu urteilen ist der intensivste Song Marshall Law, der emotional breiteste Titel Europe Is Lost.

Zusammengefasst sagt die Analyse, dass das neue Album deutlich mehr Vielfalt an Emotionen aufweist, als es noch beim wütenden Everybody Down war. Doch über Erfolg oder Misserfolg wird uns diese Statistik nichts verraten, denn der mit Abstand meist gehörteste Track The Beigeness (1,1M Streams auf Spotify) ist in allen Scores nicht herausragend. Ob etwas wirklich ins Ohr geht, entscheidet dann noch immer das Zusammenspiel aus Rhythmus, Text und Melodie.





Scatter Plot - Gap from average Emotion Intensity vs. Diversity
X-Achse: Emotion Intensity
Y-Achse: Emotion Diverity

-0.3-0.2-0.1-0.00.10.20.3-0.12-0.10-0.08-0.06-0.04-0.020.000.020.040.060.080.100.120.14To The Victor The SpoilsThe HeistChickenTheme From BeckyStinkLonely DazeThe BeigenessCirclesA HammerHappy EndThe TruthMarshall LawPicture A VacuumLionmouth Door KnockerKetamine for BreakfastEurope Is LostWe DieWhoopsBrewsDont Fall InPictures On A ScreenGrubbyBreaksTunnel Vision

Rock on!
Dipl Imp

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